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Einmal im Leben ins Kino
DVD,  1999, 26 min | Signatur: 106364


Der Friseur ist ins Dorf gekommen und schneidet den Kindern im Freien die Haare. Dem siebenjährigen Triwheni und seinem Freund Mohan erzählt er von der Stadt und vom dortigen Kino. Dem Vater bietet er sogar einen „Vorschuߓ auf den Lohn der Kinder an, wenn sie dort Geld verdienen gingen. Auch könnten sie dann zur Schule gehen. Zunächst zögern die beiden Jungen, doch dann überwiegt die Neugier und die beiden Freunde klettern auf die Ladefläche des fremden Mannes. Schon bald geht es weiter mit dem Zug, den sie erst nach zwei Tagen wieder verlassen. Angekommen in einer Stadt, die im nordindischen Teppichgürtel liegt, werden sie einem Mann übergeben, der sie sofort in einen dunklen Raum einsperrt. Statt des versprochenen Kinobesuchs gibt es nur harte Arbeit, die sie zusammen mit anderen Kindern verrichten müssen. Schnell lernen sie, wie die Knoten richtig zu knüpfen sind. Sie dürfen die Teppichwerkstatt nicht verlassen, und ihr „Besitzer“ schlägt sie, wenn sie die Wolle nicht kurz genug abschneiden. Ihre Beine und Hände schmerzen, die Luft ist stickig und das Essen ist knapp und schlecht. Eines Tages gelingt Triwheni und Mohan die Flucht. Aber schon bald werden sie erwischt und hart bestraft. Wieder beginnt die endlose Arbeit am Knüpfrahmen – bis sie endlich befreit werden und zu ihren Familien zurückkehren können. Für den Film haben Triwheni und die anderen Kinder nachgespielt, was sie über Jahre am eigenen Leib erfahren haben: Ausbeutung wie zu Zeiten der industriellen Revolution in England. Nach gründlichen Recherchen in der indischen Teppichproduktion hat Alice Schmid einige dieser Kinderschicksale mit den betroffenen Kindern als Dokudrama inszeniert. Geholfen hat ihr dabei die indische Hilfsorganisation South Asian Coalition on Child Servitude (SACCS), die sich zunächst um die Befreiung von Kindern und dann um ihre Ausbildung bemüht.

Alice Schmid hat zur Darstellung des Problems der Kinderarbeit die Form des Dokudramas gewählt. Der Junge Triwheni erzählt seine Geschichte und spielt sie gleichzeitig nach. Der Film zeigt in eindringlichen Bildern den Arbeitsalltag der Kinder, die Gewalt, das Nichtvorhandensein von dem, was wir unter Kindheit verstehen. Die Regisseurin beschränkt sich auf diesen Problemkreis und widersteht der Versuchung, allzuviel über gesellschaftliche Zusammenhänge mitteilen zu wollen. Sie verzichtet auch darauf, die Befreiungsaktion der Kinder nach drei Jahren in spektakulären Bildern zu zeigen. Die wiedergewonnene Freiheit und das damit verbundene Glücksgefühl der beiden Freunde vermittelt sie, indem sie die beiden voller Lebensfreude durchs Wasser schwimmend zeigt. Der zu Beginn und am Schluß des Filmes dargestellte Global March läßt erkennen, daß sich nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder selbst an den Protesten gegen ausbeuterische Kinderarbeit beteiligen. (EZEF)

Schlagworte: Dritte Welt, Kind: Probleme, Länder: Asien, Arbeit, Wanderarbeit, Armut, Reichtum, Bildung und Erziehung, Entwicklung, Fortschritt, Gerechtigkeit, Ungerechtigkeit, Informeller Sektor, Kinder, Lebensformen, Menschenrechte, Selbsthilfe, Unterdrückung, Weltwirtschaftsordnung
Topographie: Dokudrama
Altersangabe: LEHR
Eignung: ab 14
Regie: Alice Schmid
Externer Link: http://s43.s.gep-hosting.de/filme/einmal-im-leben-ins-kino/638

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