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Kreuz & Quer ORF v. 12.02.2008
Die Beichte
Theaterstück von Felix Mitterer

DVD,  2008, 54 Min. | Signatur: 108100


Das Theaterstück "Die Beichte" des Tiroler Dramatikers Felix Mitterer, dreht sich um das Thema "sexueller Missbrauch an Minderjährigen". Das Stück handelt von einem Mann, der sein Leben nach einem Inzestversuch an seinem Sohn beenden will. Vor dem geplanten Suizid gerät er im Beichtstuhl genau an jenen Priester, der ihn als jungen Internatszögling selbst sexuell missbraucht hat.

Ein Mann, er heißt Martin, betritt den Beichtstuhl und will vom Priester die Absolution für ein Verbrechen. Er sagt, er habe das Leben seines Kindes, das gefesselt und geknebelt im Kofferraum seines Autos liegt, durch jahrelangen sexuellen Missbrauch zerstört.

Der Pater will mehr wissen. Martin breitet daraufhin sein Leben vor dem Geistlichen aus. Doch bald stellt sich heraus, dass auch der Pater nicht frei von Schuld ist. Denn im Beichtgespräch entpuppt er sich als jener Mann, der sich an Martin vergangen hatte, als dieser noch ein Kind war. Das missbrauchte Kind von einst ist selbst zum Täter geworden. Die Beichte wird zu einer peinvollen Auseinandersetzung der beiden Männer mit ihrer Vergangenheit.


Felix Mitterer stellt in der Begegnung der beiden Männer auch die Frage, ob Vergebung und Versöhnung zwischen Opfer und Täter möglich ist. Felix Mitterer sagt zu seinem Stück "Die Beichte", es gehe ihm nicht um Religion, sondern um Missbrauch, es gehe ihm auch nicht um Rache, sondern darum, dass endlich darüber geredet wird. Er habe eine Konfrontation, ein Jahrzehnte lang herbeigesehntes Gespräch zwischen Täter und Opfer herbeiführen wollen. Kinder, gerade in Heimen, suchen Wärme und Nähe, diese Sehnsucht auszubeuten, ist ein ungeheuerliches Vergehen, genauso, wie die Ausrede aller Täter, dies alles sei aus "Liebe" geschehen. Die stillschweigende Doppelmoral lässt Menschen in Systemen allein, mit denen sie nicht zurecht kommen, bürdet den Opfern auch noch Schuld auf.

Die freie Theatergruppe PopUp-Theater brachte Mitterers Stück im Wiener Semperdepot im April 2007 zur Aufführung. In der Inszenierung von Michael Gampe spielten Ernst Stankovski und Gabriel Barylli. "kreuz und quer" zeigte anlässlich des 60. Geburtstags von Felix Mitterer einen Mitschnitt der Aufführung.

Auszug aus der Kritik vom Standard, 2007: Ein Mann (Gabriel Barylli) stürmt mit einem Knaben im Arm (Jim Holderied) auf die Empore, getrieben von der eigenen Schuld. Er hat sich an seinem Sohn vergangen. Die Beichte, die er ablegen möchte, bevor er dem Leben ein Ende setzen will, führt ihn zu jenem Pater (Ernst Stankovski), der ihn vor Jahren selbst sexuell missbraucht hat und der den Vorwürfen seines einstigen "Engels" mit obszöner Ignoranz und kirchenüblicher Negation entgegentritt ("Was soll denn so furchtbar dran sein?"). Das ist die grundsätzliche Schwäche in Mitterers Text, der sich zweifellos politisch korrekt zur vorherrschenden Realität (auch in Irland, der jetzigen Heimat des Dramatikers) verhält, aber nicht weiter als bis zum geballten Vorwurf reicht und deshalb als recht plättendes Meinungstheater versiegt.

Schlagworte: Leid, Sexuelle Ausbeutung, Schuld, Sühne, Versöhnung, Vergebung, Opfer, Täter, Missbrauch, Begegnung, Konfrontation
Topographie: Theaterstück
Eignung: ab 14
Regie: Felix Mitterer, Felix Breisach

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